Sich freiwillig für ein Referat melden. Ein Sprung vom Fünf-Meter-Turm. Jemandem sagen, wie gern man ihn hat. Einfach spontan verreisen.
Es gab schon viele Dinge, die ich mich nicht getraut habe, durchzuziehen. Aus Angst vor dem Verletzt werden. Gleichgültig, ob physisch oder psychisch. Heute bereue ich das ein wenig. Ich hatte eine geniale Kindheit und Jugend und trotzdem frage ich mich jetzt manchmal, ob ich nicht vielleicht etwas spontaner und risikobereiter hätte sein sollen. Langweilig.
Ich war ein Langweiler …
Als Langweiler habe ich mich selbst häufig gesehen. Mir selbst eingeredet einer zu sein und mich deshalb zu einem gemacht. Aber was soll das eigentlich sein – langweilig? Im Grunde hat doch jeder eine andere Vorstellung von Spaß und guter Unterhaltung. Für den einen ist öde was für den anderen das beste Erlebnis ist.
War ich also gar nicht langweilig, sondern habe nur auf mein Bauchgefühl gehört und das getan, was in diesem Moment das Beste für mich war? Nach kurzem Überlegen würde ich sagen Ja. Den ein oder anderen Blödsinn mitzumachen, hätte mir zwar nicht geschadet und ich hätte schneller an mir wachsen können, aber damals hat es sich falsch angefühlt. Und wenn ich jetzt so darüber nachdenke, finde ich gut, wie ich mich damals entschieden habe.
Ich habe mir in den letzten Tagen und Wochen einige Gedanken über all das gemacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich mit dem ein oder anderen Teenie-Quatsch etwas eher selbstbewusster geworden wäre. Dass mich das stärker gemacht hätte und ich nicht so viele Gedanken daran verschwendet hätte, was andere von mir halten könnten.
… und stolz darauf!
Ich sehe das auch jetzt noch so, aber – und das ist der Punkt – ich war das einfach nicht. Ich bin das auch heute noch nicht, aber ich habe dazu gelernt. Im Nachhinein bin ich stolz darauf, dass ich damals in mich hinein und auf mich gehört habe. In gewisser Weise gegen den Strom geschwommen bin und nicht all diese typischen Teenager-Dinge mitgemacht habe. Ich bin stolz, dass ich ein Langweiler war. Denn ich habe dabei auf mich gehört und nicht auf andere. Und ironischer Weise zeugt das eben doch von Selbstbewusstsein.
Statt ständig zu Partys zu gehen und mich zu betrinken, blieb ich häufig zuhause und verbrachte meine Zeit mit Büchern, Social Media und meiner Familie. Das hat mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin. Und: Ich mag mich, wie ich heute bin. Im Endeffekt macht das alles Sinn. So wie ich als Teenager war und so wie ich heute bin. Was ich damals gemacht habe und was ich heute mache. Ich stehe am Anfang meiner Zwanziger und kann trotzdem jetzt schon sagen, dass alles aus einem gewissen Grund passiert und das Leben sich seinen Weg sucht. Warum also verstellen, wenn wir doch gleich sein können, wer wir auch wirklich sind?
Denn …
Wenn ihr anders seid, euch anders fühlt, nicht in das typische Klischee passt, dann ist das okay. Eigentlich viel mehr als okay. Nämlich einzigartig. Hört bitte auf euch selbst. Macht, was sich für euch richtig anfühlt. Nicht, was andere in eurem Alter „normalerweise“ so machen. Ihr wisst viel besser, was für euch gut ist als jeder andere Mensch auf dieser Welt. Und auch, wenn ihr den Sinn jetzt noch nicht seht, später werdet ihr dankbar dafür sein, wie ihr euch entschieden habt.
Ob Bücherwurm oder Sportfreak. Ob Mathe-Ass oder Tanzwütiger. Ob Modepüppchen oder Nerd. Oder, oder, oder … Just go for it and rock this shit!